Chronik
ANDERSWO
ein Porträt über Menschen in einem Berliner Gefängnis
Straftäter haben in der öffentlichen Wahrnehmung unserer Gesellschaft kein Gesicht und keinen Namen. Geraten sie medial in den Fokus unserer Wahrnehmung, so zeigt sich ihr Bild meist stark verzerrt. ANDERSWO porträtiert acht Männer, die in der JVA Tegel eine längere Haftstrafe absitzen und versucht, ein differenzierteres Bild der Gefangenen zu zeigen.
Als collagenartiges Porträt nähert sich der Film in assoziativen poetischen Bildern der Härte und gleichzeitig Verlorenheit seiner Protagonisten. Zentriert in Frontalansicht mit direktem Blick in die Kamera erzählen die Männer vor dem Hintergrund räumlicher und visueller Isolation aus ihrem Leben.
ANDERSWO sucht in der Schlichtheit der unauffälligen Gesten und alltäglichen Zeichen der Porträtierten nach Momenten, die Raum für Identifikation geben. Die frontale konfrontative Darstellung hinterfragt das Stereotyp des delinquenten Mannes und wird zum Spiegelbild des Betrachters, der dem Gefangenen und gleichsam sich selbst direkt ins Auge schaut. Von den Insassen erdachte Animationen etablieren die zweite Ebene des Filmes. Green Screen Aufnahmen im Gefängnis wurden während der Postproduktion durch visuelle Umgebungen ersetzt, die in Zusammenarbeit mit den Insassen erwählt wurden. Die Animationen zeigen ferne und utopische Orte ebenso wie sie reale, den Protagonisten wohlbekannte Milieus abbilden. Das in Gefangenschaft gedrehte Material steht damit in direktem Kontext zur realen Welt und wird zur Projektionsfläche für ein fiktives Leben außerhalb der Gefängnismauern. Die Bilder erlauben den Insassen sich selbst zu zeigen und konfrontieren sie gleichzeitig mit ihrem Selbstbild: (Selbst-) Inszenierung als Spiel zwischen Fiktion und Realität.
Das Spannungsfeld zwischen Illusion und Realität und zwischen Freiheit und Isolation bildet den roten Faden des 30 minütigen doku-fiktionalen Filmes.
Uraufführung: Internationale Hofer Filmtage vom 25. bis 29.10.2017
Berlin-Premiere: Mittwoch, 15.11.2017, 19:00 Uhr
im Anschluss an die Filmpräsentation findet eine Podiumsdiskussion zum Thema sowie ein Publikumsgespräch statt.
Ort:
Alte Kantine Wedding
Uferstrasse 8-11
13357 Berlin
MOXX: Es ist wie in einem Film. Ich bin nicht in der Realität.
Ich denke, ich träume oder so. Dann mache ich die Tasche auf.
...Krass, das ganze Geld.
Eine Produktion von aufBruch KUNST GEFÄNGNIS STADT
Protagonisten: Ali, Bär, Moxx, Michael, Jeff, Mehmet, Horst, Helmut
Regie/ Montage Adrian Figueroa Drehbuch Adrian Figueroa, Marie Urban Kamera/ Licht Graziela Diez Dolly Cam Till Egen Kostüm Malena Modeer, Lisa Kentner Musik/ Sound Design Miguel Toro Animation Claud Jehu Ausstattung Annaie Perez, Moira Gilliéron Fotografie Graziela Diez Graphik Lucia Gaggiotti Technische Leitung Holger Syrbe Produktionsleitung Sibylle Arndt Produktionsassistenz Francesca Spisto Hospitanz Chloé Drèan
Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds sowie durch den Verein der Freunde und Förderer von Gefängnistheater in Berlin e.V.
Unterstützt durch die JVA Tegel
Festivals & Awards
Aktuell zu sehen auf nationalen und internationalen Filmfestivals.
Video
Pressestimmen
Doku von und mit Häftlingen der JVA Tegel
[...]Jeder träumt sich mal aus seiner individuellen Realität an einen anderen Ort. Einen, an dem die wildesten Träume wahr sind und die Dinge allesamt schöner und besser sind. Wenn es uns schon so geht, wie ist das dann erst für Menschen, deren Realität das Gefängnis ist? Die viele Jahre dort einsitzen? Wovon träumen sie und wie reflektieren sie sich und ihr Leben?
Genau über diese Fragen hat der Regisseur und Videokünstler Adrian Figueroa in Zusammenarbeit mit dem Gefangenentheater Aufbruch einen Film gemacht. „Anderswo“ hatte gestern Abend Premiere in Anwesenheit von Regisseur, Team und einigen Protagonisten und auch und unsere Reporterin Sara Steinert war mit dabei.[...]
Drehort:
JVA TegelSeidelstraße 39