Chronik

Wallenstein Teil 1: Wallensteins Lager

Erster Teil der aufBruch-Doppelproduktion „Wallenstein“ nach der Trilogie von Friedrich Schiller

FREILUFTGEFANGENENTHEATER in der JVA Tegel

 

Premiere: Mittwoch, 19. Juni 2013 um 18 Uhr
Vorstellungen: 21., 26., 28. Juni und 3., 5., 10., 12. Juli 2013

In diesem Jahr setzt sich aufBruch im Rahmen einer Doppeltheaterproduktion mit Friedrich Schillers „Wallenstein“ auseinander. Der erste Teil „Wallensteins Lager“ findet als Freiluftgefangenentheater in der JVA Tegel statt. Für diese Produktion zieht das Gefangenenensemble erstmals in den Hof der Teilanstalt I der JVA, die für ihren bevorstehenden Abriss schon fast völlig geräumt ist. Friedrich Schiller schildert im ersten Teil seiner Wallenstein-Trilogie ein Heerlager, dessen Alltag bestimmt ist von Warten, Schachern, Zocken und Schlägereien. Der Generalissimus Albrecht Eusebius von Wallenstein, genannt der Friedländer, ist für seine Soldaten Garant angemessener Bezahlung, künftiger Beute und eines abenteuerlichen Lebens frei von mühseliger Arbeit. Friedrich Schillers Sprache als Hort deutscher Kultur trifft in der JVA Tegel auf das Vielvölkerensemble von aufBruch.

 

Es spielt das Gefangenenensemble der JVA Tegel: Abo Boss, Alberto, André Stiller, Antonio, Bernd Reichelt, Cappuccino, Daniel Tarelkin alias Demoe, Dennis Bluschke, Foxs, Georgi Kozhevnikov, Hardy, Horst Grimm, Ismet, Jean, Kurt Lummert, Roberto Omerovic, Sladan, Thomas Hülsken, Volker Ullmann, Yussef Yussef



Regie Peter Atanassow  Bühne Holger Syrbe  Kostüm Thomas Schuster  Dramaturgie Jörg Mihan und Arne Vogelgesang  musikalische Einstudierung Ruslan S.  Produktionsleitung Sibylle Arndt  Öffentlichkeitsarbeit Sabrina Schneid  Regieassistenz Magda Decker  Kostümassistenz Anke Dietrich  Technik Julia Kleinknecht  Grafik Alexander Atanassow

 

Gefördert aus Mitteln des Regierenden Bürgermeisters  von Berlin - Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten
Unterstützt durch JVA Tegel, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, zitty Berlin

Gefördert durch: Projektfonds Kulturelle Bildung, Fonds Darstellende Künste - Dreijährige Konzeptionsförderung aus Mitteln des Bundes Unterstützt durch: JVA Plötzensee, JSA Berlin, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, zitty

Video

Fotos: Copyright Thomas Aurin.
Jede Art der Verwendung nur nach vorheriger Genehmigung durch aufBruch / Thomas Aurin

www.thomas-aurin.de

Pressestimmen

Träume im Kerker
Schiller in Haus I
– in der JVA Tegel spielen Häftlinge „Wallensteins Lager“

Die Faust in den freien Himmel gestreckt, die Stiefel in den Schotter gerammt: So stehen sie da, eingesperrt, rasend gemacht von Mauern und Schlüsselgeklingel. Eine Gruppe von Männern, junge und alte, in Uniformen, mit Ohrring der eine, kahlgeschoren der andere, tätowiert fast alle. „Es wird Kriege geben, wie es noch keine auf Erden gegeben hat“ – Nietzsches Prophezeiung stoßen sie aus wie eine Verheißung. Es wird der Tag kommen, da werden sie rächen, werden wüten und die Mädchen in ihrem Armen halten, sie werden den Strom der Massen durch die Straßen anführen und die Ungerechten mit Fußtritten vors Tribunal treiben. Bis dahin müssen sie ausharren, in ihrem Lager – wer spricht von leben, überstehen ist alles.
Die Blicke der Schauspieler glühen. Freiluftgefangenentheater im Innenhof von Haus I, Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel. „Theater ist gut für die Basiskompetenz“ – befreites Lächeln im Publikum, kein Rimini-protokolliertes Vorführen des behaupteten realen Lebens auf der Bühne heute, kein theaterpädagogisches Wohlfühlprogramm. Stattdessen gebündelte Männeraggression ohne Abfederung, ohne doppelten Moralboden. Eine wilde Textcollage aus Nietzsche, Alfred Döblin, eigenen Texten und „Wallensteins Lager“ von Friedrich Schiller. Es wird mit verschiedenen Akzenten gesprochen, meist direkt ins Publikum gebrüllt, das sich an seinen Plastikbechern und Programmheften festhalten muss, damit es nicht umgeweht wird von der Wucht dieses Gefangenenchors. Münder, die die hässlichsten Worte geformt haben, hier sprechen sie mit so großer Innigkeit und Sehnsucht, dass einem der Atem stockt.
Nach der Vorstellung geht ein Häftlingsschauspieler engumschlungen mit seinen Kindern über den Hof. „Die schönsten Träume von Freiheit werden im Kerker geträumt“, hat Schiller in den „Briefen über Don Carlos“ geschrieben. Nicht immer sind es die schönsten. Wer ein echtes theatrum belli sehen will, der muss in die JVA Tegel fahren.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Simon Strauß

 

„Es sind Schwerstkriminelle, Mörder und Triebtäter darunter, die jetzt in der größten Männerhaftanstalt Europas Schiller spielen. Und wie: mit welcher unbändigen Kraft, welchem Furor des Authentischen!“

 

zitty Berlin, Kerstin Decker, zum Artikel

 

"Acht Wochen haben die Inhaftierten mit dem Regisseur Peter Atanassow geprobt, fünf Stunden am Tag, fünf Tage die Woche. Entstanden ist ein Stück, das nicht nur aus dem ersten Akt von Schillers Wallenstein besteht. Texte von Friedrich Nietzsche und Alfred Döblin etwa bereichern die Collage ... "

 

Beitrag auf Deutschlandradio Kultur

 

Sonstiges

 

zurück

Spielort:Spielort:
Justizvollzugsanstalt Tegel
Seidelstraße 39
13507 Berlin

 

Zurück