Von Juni bis Juli 2015 realisierte aufBruch erstmals einen musikalischen Theater/Schreib-Workshop in der JVA des Offenen Vollzuges Berlin, Hakenfelde. Der Workshop richtete sich an diejenigen Insassen, die noch keinen regulären Beschäftigungsverhältnissen außerhalb der JVA nachgehen konnten und daher am Nachmittag über ausreichend zeitliche Ressourcen verfügten, um sich auf die kreative Arbeit einzulassen und sich künstlerisch auszuprobieren.
Unter der dramaturgischen Anleitung des Musikers Christopher Biribauer und der Schauspielerin Eva Weingärtler entwickelten die Teilnehmer innerhalb von nur drei Wochen eine Vielfalt selbstgeschriebener Texte, Gedichte, szenische Dialoge und Songs, die am Ende des Kurses aufgenommen wurden.

Ausgangspunkt der kreativen Auseinandersetzung waren die persönlichen Assoziationen, die sich für die Insassen mit dem Schicksal des Odysseus herstellten. Schnell kristallisierte sich die Erfahrungen des Fern- und Heimwehs, der Fremde und der Heimat als zentral für die Beteiligten heraus, denen sie sich dann auf verschiedene Arten näherten. Was bedeutet Heimat? Warum sehnen wir uns nach einem solchen Ort? Existiert Heimat überhaupt oder ist sie nur in unseren Köpfen? Wie sähe der perfekte persönliche Sehnsuchtsort aus? Warum sehnt man sich an andere Orte? Ist es woanders tatsächlich besser? Was machen Sehnsuchtsorte aus? Warum hält man an ihnen fest?
Als Arbeitsmaterialien wurden einerseits verschiedene Fremdtexte, beispielsweise Gedichte von Brecht oder Textpassagen aus Thoreau's "Walden" verwendet. Zum anderen konnten die Teilnehmer sich auf musikalische Weise den Motiven Heimat und Fremde nähern, in dem sie in die Basics des Produzierens von elektronischer Musik und dem Samplen eingeführt wurden. Der persönliche Bezug der Teilnehmer zur Thematik und die überwiegend multikulturellen Hintergründe trugen zu einer äußerst kreativen, produktiven und konzentrierten Arbeitsweise bei. So entstanden beispielsweise russische Kurzgeschichten, libanesische Rap-Songs mit eigens produziertem Beat, ein albanisches Heimatgedicht und ein kroatisches Kindermärchen.

Die lockere Arbeitsatmosphäre und die jugendliche Neugier der Teilnehmer ließ das Ergebnis der kreativen Arbeit beständig wachsen und so konnte ein sehr abwechslungsreiches Abschlussprogramm auf die Beine gestellt werden.

Die "TV Show Hakenfelde live" präsentierte am 17.7. um 14 Uhr unter großem Beifall und Anerkennung von Mitinhaftierten und AnstaltsmitarbeiterInnen einen Teil der Ergebnisse des Workshops.
Zum Abschluss wurde den Teilnehmern eine CD mit ihren Arbeitsergebnissen ausgehändigt.

Gefördert durch den Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung – Fördersäule 2

Unterstützt durch JVA Offenen Vollzug Hakenfelde